Was ist FT4FP?

Gedanken, Einfälle, Kunst, Software, akademische oder wissenschaftliche Erkenntnisse und jedwelche anderen Resultate individueller Denkprozesse gehören der Menschheit. Die Evolution unserer Spezies hängt von befähigten Individuen ab, die uns mit neuen Gedanken, Ideen und Entdeckungen versorgen, um die Herausforderung namens Zukunft zu meistern. All jene, die die Menschheit mit ihren Arbeiten, Entwicklungen und Wissen versorgen, sollten selbstverständlich am Leben erhalten und entlohnt werden. Täten wir das nicht, wäre die Menschheit dazu verdammt, früher oder später vom Antlitz dieses Planeten zu verschwinden - niemand hat ein Interesse daran, zu verhungern, während er etwas Neues entwickelt.

Alle Ergebnisse der von Individuen beigesteuerten Denkprozesse - einschliesslich Musik, Bildern und Skulpturen - werden im Allgemeinen unter einem als "geistiges Eigentum" bekannten Sammelbegriff zusammengefasst. Dieser Begriff impliziert, dass wir nicht von einem materiellen Gut sprechen, sondern von einer Idee, die zur Erschaffung materieller Güter genutzt werden könnte. Geistiges Eigentum kann durch Urheberrechte geschützt werden, die dem Eigentümer einer Idee exklusive Rechte an ihrer ideellen oder kommerziellen Ausbeutung sichern.

Aus moralischer Sicht ist es ein reichlich fragwürdiges Vorgehen, wenn jemand einen Gedanken oder eine Idee als sein "geistiges Eigentum" deklariert. Auf der anderen Seite leben wir in einer Welt, in der diese Praxis zum Grundprinzip "individueller Freiheit" erkoren wurde. Ob wir das mögen, oder nicht, wir müssen es als "gegeben" hinnehmen. Was wir tun können, ist, das Prinzip als Werkzeug zur Unterminierung der Ziele der Urheberrechte zu verwenden, bis der feste Boden unter dem Fundament so löchrig ist, dass dieses die Last des darauf errichtete Palastes nicht mehr tragen kann.

Unter realen Lebensbedingungen ist "geistiges Eigentum" immer von der permanenten Gefahr bedroht, für kleine Münze erstanden zu werden, um es kommerziell auszubeuten und den maximal möglichen Profit daraus zu schlagen. Die, die die Ideen haben, bleiben arm, während die, die sowieso schon mehr als genug haben, noch ein kleines bisschen reicher werden. Die schlimmsten Beispiele finden sich im Softwaregeschäft, wo der von Angestellten erstellte Code automatisch in das "geistige Eigentum" der Firma übergeht. Eine sichere Methode, auf dem Rücken vieler Menschen Reichtum zu schaffen, der weit über die persönlichen Bedürftnisse eines einzelnen Menschen hinausgeht.

Was ist so schlecht daran?

Eigentümerschaft an Gedanken, Ideen, technischen Prozessen, wissenschaftlichen Erkenntnissen, kurz: Wissen, ist kontraproduktiv, da etwas, das der gesamten Menschheit gehört, in privates Eigentum umgewandelt wird. Anstatt die Evolution unserer Spezies und Kultur voran zu bringen, verschwinden Wissen und die Ergebnisse kreativer Prozesse in Tresoren. Der Zugriff ist auf jene beschränkt, die es sich leisten können, mit geringen Kosten angefertigte Kopien oder Lizenzen zu erstehen, die es erlauben, kommerziell vervielfältigtes (und daher eingeschränktes) Wissen auf privater Basis zu verbrauchen. Der Preis dieser Produkte wird von der Schmerzgrenze durchschnittlicher Konsumenten bestimmt - es ist das Maximum, das Kunden gewillt sind, für ein Produkt dieser Art zu zahlen.

Eine weitere, meist vergessene Gefahr besteht darin, dass Wissen unterdrückt wird, das ganze Märkte revolutionieren oder gar überflüssig machen könnte. Ideen mit derart gefährlichem Potenzial werden sofort eingekauft und verschwinden dann bis in alle Ewigkeit. Sollten ähnliche Ideen auftauchen, kann man sehr schnell mit Patentklagen und anderen, weniger legalen Methoden erreichen, dass nichts davon in der Öffentlichkeit bekannt wird.

Da Wissen als privates Eigentum deklariert werden kann, werden die Interessen weniger Individuen über die Interessen der gesamten Menschheit gestellt.

Was ist gut daran?

Ein paar Individuen erweitern ihren Reichtum auf Kosten der gesamten Menschheit, und verdienen Summen, die ausreichen, tausende von Menschen ein ganzes Leben lang zu versorgen. Je mehr Menschen sie kaufen können, desto mehr Macht erlangen sie. Je mehr Macht sie haben, desto mehr Menschen können sie kaufen.

Ein paar Individuen erhalten das Recht, ihr eigenes oder gekauftes Wissen an den Meistbietenden zu verkaufen. Wenn es keinen Profit abwirft, oder gar dazu angetan ist, den Handel mit aktuellen Produkten empfindlich zu stören, wird es weggeschlossen, um den Profit nicht zu schmälern. So lange ein stetiger Geldstrom fliesst, sind sie weder an der Evolution der Menschheit noch an den Nebeneffekten ihres Geschäfts interessiert, und reissen uns damit den Boden unter den Füssen weg. Bis die Menschheit ausstirbt, weil alle Resourcen ausgebeutet sind und die Umwelt soweit gekippt ist, dass alles Leben auf diesem Planeten stirbt, kann man bestimmt noch einige Trillionen einsacken. Wen interessiert das Leben auf der Erde, wenn man riesige Mengen Geld scheffeln kann?

Und nun?

Wissen und kreative Arbeit sind Eigentum der Menschheit und sollten jedem auf diesem Planeten lebenden Menschen frei zugänglich sein. Jedem Menschen steht es frei, schlecht umgesetzte Ideen kreativer Künstler - produziert und geliefert von hochspezialisierten Ausbeutungsindustrien - käuflich zu erstehen, um den Teufelskreis der "Mehrwertschöpfung" am Leben zu erhalten. Andererseits steht es uns frei, der Versuchung zu widerstehen, industrielle Produkte zu kaufen. Als Alternative könnten wir auch einem kostenfreien Ersatz unabhängiger Kreativer den Vorzug geben. Industrielle, von Angestellten in "Denkfabriken" entwickelte, Produkte können generell nicht mit individuellen Meisterstücken konkurrieren, die von Kreativen entwickelt wurden, die nicht dem Zwang unterliegen, unter allen Umständen Profit machen zu müssen.

Jeder kreativen Person steht es frei, die Resultate ihres Denkens gegen bare Münze zu verkaufen. Aber - mit Abschluss des Kaufvertrages gibt sie gleichzeitig die Kontrolle über ihr Werk und dessen kommerzielle Ausbeutung aus den Händen. Ob der Käufer es in Fort Knox versteckt, eine Million Kopien mit einem rosa Schleifchen darum verkauft, damit handelt, oder es in die nächste Mülltonne wirft - er hat das Recht erworben, damit zu tun, was ihm Spass macht.

Jede kreative Person kann ihr Werk aber auch unter das Urheberrecht stellen, und es frei veröffentlichen, damit jede interessierte Person es auf nicht-kommerzieller Basis nutzen kann. Die kommerzielle Ausbeutung ist weiterhin möglich, aber dem Urheber des Werks vorbehalten.

Das FT4FP-Projekt


Das FT4FP-Projekt steht für kreative Werke, die frei verfügbar und frei von jeglichen Kosten sind. Wissen und Kunst sollten für jeden Menschen auf diesem Planeten frei zugänglich sein. Niemand sollte nur deswegen von der Teilhabe ausgeschlossen werden, weil er/sie es sich nicht leisten kann, den Zugang zu Wissen und kreativen Werken käuflich zu erstehen.